Kunsthaus Dresden

BLICKE IN DIE AUSSTELLUNG V

Die Auswirkungen bewaffneter Konflikte und kriegerischer Handlungen sind auch in diesen Tagen weiter spürbar. Tagtäglich sind unzählige Menschen mit den gewaltvollen Auswirkungen, die Kriege auf ihr Leben haben, konfrontiert. Mit der Frage, wie sich Machtverschiebungen über Kriegshandlungen in das Alltagsleben von Gesellschaften fortsetzen und dort bleibende Spuren hinterlassen, setzten sich die Arbeiten der Künstler*innen Simon Wachsmuth und Susan Donath auseinander, die wir in Blicke in die Ausstellung V vorstellen wollen.

Trotz der vorübergehenden Schließung des Kunsthauses stellen wir auf diesem Weg nach und nach einzelne Werke aus der aktuellen Ausstellung REQUIEM - zeitgenössische künstlerische Perspektiven zu Trauer und Gedenken vor. Auch, um Fragen aufzuwerfen und Themen zu behandeln, die auch weiterhin in direktem Bezug zu unserer Alltagsrealität und der Welt stehen.

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Simon Wachsmuth, O Crudele Spectaculum!, Ausstellungsansicht, Foto: David Brandt
Politische Konflikte werden seit Jahrhunderten zu Lasten der Unversehrtheit und des Lebens der Zivilbevölkerungen ausgetragen – Traumata, Tod, Vertreibungen und Fluchtbewegungen sind die wiederkehrenden Folgen militärisch ausgetragener Machtfragen – die Prothese in der Arbeit O Crudele Spectaculum! steht hierfür als Sinnbild. Brechts Auseinandersetzung mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem Westfälische Frieden (1648) waren Ausgangspunkte für Simon Wachsmuths Frage danach, wie sich historische künstlerische Darstellungen von Krieg in unsere Kulturen eingeschrieben haben. Brechts Figur der Mutter Courage verliert bei dem Versuch, als Marketenderin mit einem Handwagen durch den Krieg zu kommen und sich durch den geschickten Handel mit der Not durchzuschlagen, alle ihre drei Kinder. Das Stück, das Brecht 1938/9 im schwedischen Exil verfasste, formulierte eine damals wie heute hochaktuelle Warnung vor dem Geschäft mit dem Krieg. O Crudele Spectaculum! greift anhand der archetypischen Motive des Wagens aus Brechts Mutter Courage und der Prothese die aktuelle Wiederholung der archaischsten Muster von Gewalt und der Instrumentalisierung von Zivilbevölkerungen heute auf.
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Susan Donath, Was bleibt, Ausstellungsansicht, Foto: David Brandt
Die Fotografie erfasst eine von Susan Donath vorgefundene Situation in einem Ortsteil der tschechischen Kleinstadt Úštěk. Die Stadt mit der Teilgemeinde Lhota liegt im nördlichen Böhmen. Nachdem sie bis zu deren Auflösung im Jahr 1918 zum Gebiet der Habsburgermonarchie gehörte, wurde sie danach Teil der demokratischen Tschechoslowakei. 1938 wurde die Stadt vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt und in Folge dessen zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt. Was bleibt dokumentiert die Ratlosigkeit im Umgang mit Gedenkanlagen, wie sie in großer Zahl in vielen Gemeinden in Europa gefunden werden können und deren Form und Aussage so weit von gesellschaftlichen Realitäten und Bedürfnissen, wie auch heutigen Geschichtsauffassungen entfernt ist, dass eine sinnvolle Verbindung sich kaum mehr herstellen lässt.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.
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