Exhibition

5. Sep – 15. Nov 2009

Randzonen der Bilder

Place: Kunsthaus

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  • Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
    Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
  • Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
    Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
  • Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
    Dierk Schmidt: Die Teilung der Erde
  • Ausstellungsansicht:
    Ausstellungsansicht: "Fußnotenraum"
  • Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna: Deutschland traits d`union Kamerun
    Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna: Deutschland traits d`union Kamerun
  • Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna: Deutschland traits d`union Kamerun
    Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna: Deutschland traits d`union Kamerun
  • Christine Meisner: The Present_Made in China
    Christine Meisner: The Present_Made in China
  • Christine Meisner: Can you turn back
    Christine Meisner: Can you turn back
  • Christine Meisner
    Christine Meisner
  • Brigitta Kuster und Moise Merlin Mabouna: À travers
    Brigitta Kuster und Moise Merlin Mabouna: À travers
  • Brigitta Kuster und Moise Merlin Mabouna: À travers
    Brigitta Kuster und Moise Merlin Mabouna: À travers
  • Dierk Schmidt: Die Klage der HPRC
    Dierk Schmidt: Die Klage der HPRC

Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna, Christine Meisner, Dierk Schmidt

kuratiert von Christiane Mennicke-Schwarz

Kontinuitäten und Brüche historischer afrikanisch-europäischer Beziehungen sind Ausgangspunkt der drei künstlerischen Einzelpositionen in der Ausstellung, deren intensive Erforschung historischer Quellen und aktueller gesellschaftlicher Verhältnisse dem Problem der Darstellbarkeit von Geschichte(n) zwischen historischer Faktizität und Erzählungen besondere Aufmerksamkeit schenkt: Wie können durch einen zeitgenössischen Umgang mit Bildern Beziehungen zwischen Ereignissen der Vergangenheit und der Gegenwart rekonstruiert, überdacht und möglicherweise auch verändert werden?

Bilder stehen hier für historisches Quellenmaterial, welches vergangene Ereignisse bezeugt: Archivierte Schriftstücke, fotografische Dokumente, geografisches Kartenmaterial, literarische Erzählung und mündliche Zeugnisse aber auch Orte; in den Randzonen ihrer Aussagefähigkeit und dem Verhandlungspotential, das hier zu finden ist, artikulieren sich die künstlerischen Aussagen aus der Perspektive der eigenen Gegenwart: Bilder als Mittel der künstlerischen Übersetzung und auch der Produktion von ’neuem‘ oder anderem Wissen, das in die gesellschaftlichen Wissenskreisläufe eingebracht werden kann.

Brigitta Kuster und Mobouna Moise arbeiten in ihren filmischem Rechercheprojekt seit 2002 an einer Rekonstruktion der kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich 1892 in dem Dorf Balamba im Zusammenhang mit der kolonialen Erschliessung des heutigen Kamerun durch deutsche Expeditionen ereignet haben. Ihr Versuch besteht darin, die Autorität und Geschichtsmächtigkeit des kolonialen Diskurses durch Verschiebungen der Blickwinkel zumindest partiell aufzuheben. Sie avisieren eine Erinnerungslandschaft, die zwischen Schauplätzen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, Kamerun und der Schweiz oszilliert und einem dialogischen Verfahren folgt. Immer wieder überprüfen die AutorInnen die mikropolitischen Aspekte der Recherche und Wissensproduktion: Weshalb ist es wichtig, heute die Details der damaligen Ereignisse zu rekonstruieren? Und welche Schritte sind hierfür notwendig? Ihre Videoarbeiten, so auch 2006 – 1892 = 114 ans / jahre untersuchen Möglichkeiten der Zeugenschaft für historische Ereignisse und entwickeln zugleich Ansätze einer transkontinentalen Geschichtserzählung, in der sich das Versprechen einer tatsächlich post-kolonialen Zukunft möglicherweise einlösen lässt.

Christine Meisners The Present betrachtet ausgehend von verschiedenen Standpunkten der Gegenwart und der Vergangenheit die Beziehungen zwischen dem Kongo und Europa. Die Arbeit bestehend aus Videos, Text und einer Serie von Zeichnungen reflektiert vor dem Hintergrund literarischer Quellen wie dem 1899 erschienenen Roman Heart of Darkness des in Polen geborenen britischen Schriftstellers Joseph Conrad und erst kurze Zeit zurückliegenden Ereignissen wie den kriegerischen Auseinandersetzungen des sogenannten Zweiten Kongokrieges und der 1999 eingerichteten UN-Mission im Kongo non-lineare Aspekte von Geschichte, individueller Erinnerung, Trauma und die Unmöglichkeit des Vergessens wie auch des angemessenen Erinnerns. Die Installation ist das Ergebnis einer zweijährigen Recherche und verschiedenen Reisen, die Meisner von Polen über Belgien in die Demokratische Republik Kongo unternommen hat. Dabei waren jene Orte von Interesse, an denen individuelle Erfahrungen, politische Konstellationen und physische Interieurs von Erinnerung aufeinandertreffen.

Dierk Schmidt experimentiert seit einigen Jahren mit einer künstlerischen Aktualisierung der politischen Tradition von moderner Malerei und Abstraktion. Seine unter anderem bei der Documenta 12 gezeigte, aus mehreren Tableaux oder ‚Schaubildern‘ bestehende Die Teilung der Erde. Tableaux zu rechtlichen Synopsen der Berliner Afrika-Konferenz geht von der Berliner Afrika-Konferenz aus, bei der 1884/5 auf Einladung des damaligen Reichskanzlers Bismarck die juristischen Vorrausetzungen für eine Aufteilung Afrikas unter die europäischen Kolonialmächte geschaffen wurden. Die Darstellbarkeit dieses Ereignisses, seiner Folgen und der völkerrechtlichen Konsequenzen und Resonanzen bis in die heutige Zeit werden anhand einer präzisen Bestandsaufnahme unter anderem in Bezug die Massenermordung an Teilen der damaligen Bevölkerungen Südwestafrikas durch die deutsche Kolonialmacht und die 2001 im Auftrag der Herero People’s Reparations Corporation bei einem Gericht in den USA gegen die Bundesrepublik Deutschland und drei deutschen Unternehmen eingereichte Reparationsklage untersucht.

Events:

  • Exhibition

    Place: Kunsthaus

    Fri, 4. Sep 2009, 19 Uhr

    Eröffnung

    Einführung durch Christiane Mennicke-Schwarz,
    Künstlerische Leiterin Kunsthaus Dresden
    Eröffnung durch Helmut Draxler, Kunstkritiker, Berlin

  • Lecture, Talk

    Place: Kunsthaus

    Fri, 2. Oct 2009, 18 Uhr

    1884/85 II 2009 VORTRAG und GESPRÄCH zur Berliner Afrika-Konferenz

    Jochen Becker, Kurator der Projektreihe From / To Europe in Berlin, Sven Mekarides, Generalsekretär des Afrika-Rats und Mitglied in der Koordinierungsgruppe des Bündnisses 125. Jahre Berliner Afrika-Konferenz und der Mitinitiator der Antikolonial Afrika Konferenz in Berlin 2004 Wolfgang Heiermann, Köln im Gespräch mit Dierk Schmidt, Künstler der Ausstellung Randzonen der Bilder. Mit einer Moderation von Helmut Draxler, Kunstkritiker aus Berlin.

    Vor 125 Jahren wurde die mehrere Monate andauernde Berliner Afrika-Konferenz auf Einladung von Bismarck ausgerichtet. Dierk Schmidts Die Teilung der Erde in der Ausstellung nimmt auf dieses Ereignis und seine völkerrechtlichen und politischen Konsequenzen bis in die heutige Zeit Bezug. Derzeit werden unter Mitwirkung von der Initiative Berlin Postkolonial und anderen Gruppen in Berlin verschiedene Veranstaltungen zur Erinnerung an die Konferenz und die politischen Folgen der Kolonialpolitik vorbereitet. Unter Beteiligung von verschiedenen Initiativen, unter anderem der Gruppe Remember Resistance fand berteits 2004 die Antikolonial Afrika Konferenz in Berlin statt, die in einer direkten Gegenüberstellung zu der historischen Konferenz gedacht war. Die Veranstaltung soll einen Einblick in die historischen Zusammenhänge und aktuellen Bezüge zu der Konferenz von 1884/5 geben, aktuelle Dringlichkeiten von Gedenkkultur und -politik artikulieren sowie weitere kuratorische und künstlerische Ansätze ansprechen und Bedingungen einer Politizität von Kunst erörtern.

  • Talk

    Place: Kunsthaus

    Sat, 3. Oct 2009, 14 Uhr

    Zwischen Empire und Empower

    Die Fortdauer, Folgen und Wirkungsmächtigkeit von kolonialen Diskursen, Praktiken und Denkweisen auf unsere gegenwärtigen politischen sowie wissenschaftlichen Strukturen wurden von Nikita Dhawan für ihre 2005 erschienene Postkoloniale Theorie untersucht und als eine kritische Einführung aufgearbeitet. Im Gespräch mit Dierk Schmidt erörtert Dhawan aktuelle Positionen des internationalen Völkerrechts und der parlamentarischen Demokratie und Konstruktionen von Geschichte in der Folge der Dekolonialisierung.
    Prof. Dr. Nikita Dhawan studierte Philosophie und Germanistik an der University of Mumbai und Gender Studies am Research Centre for Women’s Studies der SNDT Women’s University Mumbai/Indien. Nikita Dhawan hat seit 2008/09 eine Juniorprofessur für Gender und postkoloniale Studien im Rahmen des Exzellenzclusters Die Herausbildung normativer Ordnungen inne. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der politischen Philosophie, der transnationalen Gender Studies und der postkolonialen Theorie.
    Dierk Schmidt ist Künstler der Ausstellung Randzonen der Bilder und schreibt unter anderem für das Magazin Springerin.

  • Talk, Film

    Place: Kunsthaus

    Sat, 3. Oct 2009, 16.30 Uhr

    Mémoires coloniales / Dekodieren – und dann anders schauen?

    „Eine signifikante Entwicklung der Vorstellung des Anderen wäre, wenn man ihn in Ruhe ließe, wenn man ihn ansähe wie sich selbst, wie Herrn und Frau Jedermann.“ (Youssef El Ftouh)

    Zum Gespräch über ihre Arbeit und koloniale Genealogien von Filmbildern laden Brigitta Kuster und Moise Merlin Mabouna den Kritiker und Filmkurator Julien Enoka-Ayemba und den Filmemacher und Journalisten Youssef El Ftouh ein. Anhand von Ausschnitten, u.a. aus El Ftouhs Filmen, geht es um die Frage, wie eine aktuelle Bildproduktion tradierte und zum Teil äußerst subtile Mechanismen, die (neo-)koloniale Sinnzusammenhänge und rassistische Muster stiften, hinter sich lassen kann.
    Das Gespräch findet in französischer Sprache mit Übersetzung statt.

    Julien Enoka Ayemba beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit afrikanischem Film. Er hat verschiedene Filmreihen für Berliner Filmtheater zusammengestellt und ist Selection Commitee-Mitglied des Berlinale Talent Campus ebenso wie Mitbegründer der Filmgruppe Remember Resistance Berlin. Demnächst erscheint von ihm eine Publikation zur nigerianischen Videofilmindustrie „Nollywood“.

    Youssef El Ftouh forschte zur Grammatik des kolonialen französischen Kinos, u.a. im Rahmen der Association Connaissance de l’Histoire de l’Afrique Contemporain (Achac) im nationalen Filmarchiv (CNC). Neben der Ausstellung L’Afrique au regard du cinéma colonial (1994/95) hat er die beiden Filme Le Noir des Blancs (1995) und Le Cinéma colonial (1997, zusammen mit Moktar Ladjimi) realisiert.

    Brigitta Kuster & Moise Merlin Mabouna sind Künstler_innen der Ausstellung Randzonen der Bilder.

  • Lecture, Talk

    Place: Kunsthaus

    Thu, 8. Oct 2009, 19 Uhr

    Fiction is history

    „Fiction is history; human history or it is nothing“ schrieb Joseph Conrad 1905 an Henry James. Ein Gespräch mit und auf Einladung durch die Künstlerin der Ausstellung Christine Meisner, der Kuratorin Corinne Diserens; Berlin und dem Leiter des Dokumentarfilmfestivals in Marseille (FID) Jean-Pierre Rehm zum künstlerischen Umgang mit Erinnerung und Geschichte zwischen verschiedenen Formaten des Dokumentarischen und der Fiktion.

    Corinne Diserens lebt und arbeitet in Berlin und Paris. Sie ist freie Kuratorin und war Leiterin des Musée des beaux-arts in Nantes, des Museion (Museum für moderne und zeitgenössische Kunst) in Bozen und des Musées de Marseille.

    Jean-Pierre Rehm ist Kunst- und Filmkritiker, Kurator und Leiter des Dokumentarfilmfestivals in Marseille (FID).

    Christine Meisner ist Künstlerin der Ausstellung Randzonen der Bilder.