Our relation to history and tradition is determined not only in an abstract sense, but also by our engagement with and the subsequent acceptance or critical rejection of concrete historical events or cultural lines of tradition. Often, this is quite specific, as with our the relation to preceding generations—for example, our grandparents—and the cultural environment they have left behind—and into which we are born. It is the grandparents we love, but whose heritage, be it life plans or tableware, we cannot adopt in our altered life-world. Whether and how we accept the material and immaterial heritage, integrating it in our life or rather leaving it behind, is a decision-making process that often lasts an entire life and mostly begins when the loved, feared, or unknown persons are no longer there. What is said and left unsaid, individual life stories, aesthetic decisions and contemporary history appear to be inextricably linked in this heritage and the imprint with which we grow up and for which our grandparents stand as a cipher. Positive and negative emotions, acceptance and rejection, can occur at the same time. Already when the older generation is still alive, comfort and affection often stand in a tensional relationship to resistance against social control and an unbridgeable generation gap. The artworks in the exhibition The Trouble With Grandparents visualize and make comprehensible these familiar processes of coming to terms. The focus of the show is on forms of upbringing that one often becomes aware of only much later in life, as well as on the expanded space of tradition and the global perspective of a younger generation of artists mainly living in Germany. Alongside the engagement with the National Socialist past and the cultural heritage of the GDR, they have been influenced in a wide variety of ways.
Welche Beziehung zu Geschichte und Tradition wir haben, entscheidet sich nicht nur in der Auseinandersetzung mit besonderen historischen Ereignissen oder kulturellen Traditionslinien. Häufiger wird sie persönlich und greifbar in der konkreten Beziehung zu den vorangegangenen Generationen – zum Beispiel zu den Großeltern – und dem von diesen hinterlassenen kulturellen Umfeld, in das wir hineingeboren werden. Es sind die Großeltern, die wir lieben, und deren Erbe – seien es Lebensentwürfe oder Geschirr – wir doch nicht in unsere veränderte Lebenswelt übernehmen können. Ob und in welcher Form wir das materielle und immaterielle Erbe annehmen, in unser Leben einbeziehen wollen oder besser hinter uns lassen, ist ein Entscheidungsprozess, der oftmals ein Leben lang währt. Ausgesprochenes und Unausgesprochenes, individuelle Lebensgeschichten, manchmal auch Lebenslügen, ästhetische Entscheidungen, moralische Urteile, Erfolgsgeschichten und Niederlagen sind in diesem Erbe und der Prägung, mit der wir aufwachsen, und für die die Großeltern als Chiffre stehen, scheinbar unauflösbar miteinander verquickt. Überdies sind die Großeltern die ersten Repräsentanten ihrer Zeit und deren politischer Verfasstheit: Wo warst Du, als …? Gerade ein Schweigen hinterlässt Spuren in den nachfolgenden Generationen. Die künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung Immer Ärger mit den Großeltern machen Verarbeitungsprozesse sichtbar, die uns allen vertraut sind aber oftmals erst viel später im Leben bewusst wahrgenommen werden können. Der geweitete Traditionsraum und die globale Perspektive einer jungen Generation von Künstlerinnen und Künstlern mit Lebensschwerpunkt in Deutschland umfasst unter anderem die Zeit der japanischen Kolonialherrschaft in Korea, das Erbe kolonialer rassistischer Ideologien, brachliegende Grundstücke in Bosnien-Herzegowina, die paradoxe Geschichte der Donauschwaben, die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sowie den architektonischen, kulturellen und politischen Nachlass der DDR und der Transformationszeit nach 1989. Inspiriert durch eine von dem Künstler Ingo Vetter kuratierte Ausstellung im Künstlerhaus Sootbörn in Hamburg wurde Immer Ärger mit den Großeltern in Zusammenarbeit mit den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern durch das Kunsthaus Dresden weiterentwickelt. Die Ausstellung wird im Kontext der Dresdner Gedenkveranstaltungen im Februar 2018 auch als ein Beitrag zu Fragen der Erinnerungskultur gezeigt. Dies wurde ermöglicht durch die Förderung der Stiftung Kunstfonds Bonn, für die wir ausdrücklich danken.