Temporäres Kunstwerk, Performance und Diskussionsveranstaltung am 8. Mai am Sowjetischen Ehrenmal in Dresden
„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“. (August Bebel)
Die Installation wurde mittlerweile wiederhergestellt und ist seit dem 16. Mai wieder vollständig zu sehen.
Zwischen dem 9./10. Mai 2023 war die künstlerische Intervention „Dieses Gebilde ist fragil!“ durch Vandalismus zerstört worden. Polizeiliche Ermittlungen wurden eingeleitet.
Die Installation „Dieses Gebilde ist fragil!“ wurde Montag, 8. Mai, anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung vom Zweiten Weltkrieg am Ehrenmal auf dem Olbrichtplatz eingeweiht. Eine Soundperformance und eine öffentliche Gesprächsveranstaltung mit Beiträgen der Künstlerin Svea Duwe, der Leiterin des Kunsthauses Christiane Mennicke-Schwarz, Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch und des Historikers Justus Ulbricht wurde von rund 150 interessierten Bürgerinnen und Bürgern besucht. Die offene Gesprächsrunde verlief trotz kontroverser Positionen im Publikum friedlich und offen.
Das Sowjetische Ehrenmal steht unter Denkmalschutz und wird 2024 durch das Amt für Stadtgrün der Landeshauptstadt Dresden saniert. Die notwendigen finanziellen Mittel wurden bereits im Dezember 2022 durch den Stadtrat bewilligt. Mit der künstlerischen Intervention „Dieses Gebilde ist fragil“ soll im Zeitraum 3. Mai bis 4. Juni 2023 vor der anstehenden Sanierung auch auf die notwendige historische Kontextualisierung aufmerksam gemacht werden.
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Zum Anlass des 78. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus hat die Dresdner Künstlerin Svea Duwe eine künstlerische Intervention für das Sowjetische Ehrenmal in Dresden entwickelt.
Das temporäre Kunstwerk mit dem Titel „Dieses Gebilde ist fragil!“ lenkt den Blick auf die ambivalente Geschichte des Denkmals wie auch die ausgesprochen unterschiedlichen aktuellen Perspektiven auf den Jahrestag des 8. Mai 1945. Hintergrund der künstlerischen Intervention und der Veranstaltung ist auch die im Jahr 2024 bevorstehende Sanierung und geplante Kontextualisierung des Denkmals.
Das Denkmal wurde unmittelbar nach Kriegsende im Auftrag der Roten Armee durch den Dresdner Bildhauer Otto Rost entworfen und als Ehrenmal für die gefallenen Soldaten der 5. Gardearmee am 25. November 1945 eingeweiht. Das Denkmal war damit das erste im Auftrag der Roten Armee errichtete Denkmal für sowjetische Soldaten auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1994 wurde das ursprünglich am Albertplatz befindliche Denkmal vor das Militärhistorische Museum am Olbrichtplatz umgesetzt und gilt bis heute als bedeutendes Zeugnis der kommunalen Gedenk- und Erinnerungslandschaft.
Svea Duwes Kunstinstallation greift eine bereits durch den Denkmalschutz angebrachte Sicherungsspange an dem sanierungsbedürftigen Denkmal auf, und fasst diese in roter Farbe neu. Ergänzt wird diese farbige Veränderung an drei Seiten des Denkmals durch Textfelder, auf denen in roter Schrift auf weißem Grund jeweils ein Schriftzug steht: „Dieses Gebilde ist fragil!“, „This structure is fragile!“ und „Эта конструкция хрупкая!“. Mit der temporären Umspannung des Denkmals stellt die Künstlerin nicht nur die Frage nach der materiellen Fragilität des Denkmals, sondern auch die nach der Fragilität der erinnerungskulturellen Kontexte und einer erforderlichen Neubewertung eines Denkmales, das 1945 von einem Künstler entworfen wurde, der zugleich NSDAP-Mitglied war.
Ebenso wie die militaristische Formensprache des Denkmals wirft auch die Einordnung des Denkmals wie auch des 8. Mai als Tag der Befreiung nicht zuletzt anhand unterschiedlicher Erinnerungsräume und vor dem Hintergrund einer pluralistischen Erinnerungskultur und einem differenzierten Erinnern der Gewaltgeschichte Ostmittel- und Osteuropas im 20. Jahrhundert Fragen auf, die für eine zukünftige Kontextualisierung von Bedeutung sind.
Weiterführende Informationen zum Hintergrund (Auswahl)
https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetisches_Ehrenmal_(Dresden)
Hintergrundinformationen zum Sowjetischen Ehrenmal in Dresden
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Rost
Kurze Informationen zur Biografie des Bildhauers Otto Rost
https://www.dresden.de/de/kultur/veranstaltungen/sehen-erkennen-verstehen.php
Sehen – Erkennen – Verstehen“. Das Sowjetische Ehrenmal in Dresden neu denken?
Diskussion (digital) anlässlich des 77. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs und des aktuellen Krieges in der Ukraine mit Christoph Dieckmann, Theologe, Journalist und Schriftsteller, Holger Hase, Lehrstabsoffizier für Militärgeschichte und Vorsitzender Denk Mal Fort! e.V. – Die Erinnerungswerkstatt Dresden, Kristiane Janeke, Wissenschaftliche Leiterin und Leiterin der Abteilung Museumsbetrieb des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr Dresden, Annekatrin Klepsch, Zweite Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur und Tourismus der Landeshauptstadt Dresden, Moderation: Andreas Berger, Journalist und leitender Redakteur des Ressorts „Kultur“ beim MDR
http://mhmbw.de/veranstaltungen/archiv
Befreier? Besatzer? Eroberer?
Nachdenken über den »Tag der Befreiung« in Kriegszeiten Podiumsgespräch im Militärhistorischen Museum mit Dr. Kristiane Janeke (Wissenschaftliche Leiterin des Militärhistorischen Museums), Prof. Dr. Tim Buchen (Osteuropahistoriker an der TU Dresden) und Dr. Jens Nagel (Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain) moderiert von Dr. Justus H. Ulbricht (Geschäftsführer des Vereins Denk Mal Fort! e.V.).